Interview zu

Der Meister der Rache

Reviersport (2005)

Der Meister der Rache: „So etwas vergisst man ein Leben lang nicht“

 

Gelsenkirchen / München (RS). (…) Am 28. Februar erschien mit dem „Meister der Rache“ ein satirischer Krimi, der sich noch einmal detailliert mit der Vier-Minuten-Meisterschaft des Jahres 2001 befasst. Das folgende Interview mit dem Autor t. student erscheint auch in der nächsten „Sprachrohr“-Ausgabe, die pünktlich zum Gipfeltreffen am Sonntag erhältlich ist.

 

Glückauf Thomas und Danke dafür, dass Du uns ein wenig Deiner kostbaren Zeit für dieses Interview zur Verfügung stellst. Wie bist du auf die Idee gekommen, diesen Schalke-Krimi zu schreiben?

Zunächst mal habe ich den 19. Mai 2001 live im Parkstadion miterlebt. So was vergisst man ein Leben lang nicht. Allerdings habe ich mich gewundert, dass die gestohlene Meisterschaft immer nur an dem unseligen Zahnklempner aus Kaiserslautern festgemacht wurde. Im Laufe der damaligen Saison sind uns nämlich immer wieder von einer ganzen Reihe von Pfeifenmännern Punkte durch haarsträubende Fehlentscheidungen geklaut worden. Zusammen mit etwas krimineller literarischer Energie ergab das einen Krimi über einen Schiri-Mörder, der sich diese Burschen vorknöpft.

 

Diese Fehlentscheidungen hast du alle nachrecherchiert?

Die meisten Schnitzer hatten sich ohnehin tief in mein Gedächtnis eingegraben. Irgendwie hatte ich schon die ganze Saison über das Gefühl „Hoffentlich fehlen uns diese Punkte am Ende nicht“. Für den Rest war das Internet eine ausgezeichnete Datenquelle, wobei ich auch außerhalb des Fußballplatzes eine ganze Menge gelernt hab. Zum Beispiel was ein Jour-Staatsanwalt ist oder wie schnell im Zweifelsfall eine DNA-Analyse durchgeführt werden kann.

 

Wie lange hast du daran gesessen?

Angefangen hab ich Weihnachten 2002, die Grundidee ist mir aber schon länger im Kopf herumgespukt. Besonders produktiv war ich übrigens meistens dann, wenn ich mich mal wieder ordentlich über eine Niederlage geärgert habe.

 

Also Krimi schreiben als Frustbewältigung?

Mit Sicherheit auch. Es tut auf jeden Fall gut, wenn man ein paar Gestalten, die einen wiederholt auf die Palme gebracht haben, auf dem Papier über die Klinge springen lassen kann. Aber ich sehe das Buch auch als Plädoyer für den elektronischen Oberschiedsrichter. Damit hätte schon manch wüste Ungerechtigkeit vermieden werden können. Vor allem 2000/2001.

 

Gibt es einen Bezug zur aktuellen Hoyzer-Affäre?

Überhaupt nicht. Mein Manuskript war bereits letzten Sommer bei einer professionellen Lektorin – übrigens glühender 1860-Fan. Die letzten sechs Monate waren nur noch Feinschliff und Korrektur lesen bis zum Abwinken angesagt.

 

Es gibt aber auch im Buch eine Verschwörung um verschobene Spiele.

In der Tat. Die Schurken sind aber keine Wettmafiosi, sondern ein paar ganz andere Halunken.

 

Dein Hauptdarsteller Kommissar Matowski ist selber Schalke-Fan. Hattest du für diese Figur ein Vorbild?

Da gibt es sicherlich verschiedene Einflüsse. Ein wenig Schimanski, eine Prise Wallander, und wenn er sich über die dummen Sprüche seiner Mitarbeiter ärgern muss wie „Glück und Pech gleichen sich im Lauf einer Saison immer aus“, dann fließen da auch ein paar eigene Erfahrungen mit ein.

 

Warum veröffentlichst du unter dem Pseudonym ‚t. student’?

Damit wollte ich an den leider in Vergessenheit geratenen früheren Schalker Mannschaftskapitän Thomas Student erinnern. Mit seiner tollen Aufbauarbeit hat er mit den Grundstein gelegt für die einzigartige Kuzorra-Szepan-Ära. Außerdem wohne ich mitten im Land der Schalendiebe. Da kann es nicht schaden, erst mal anonym zu bleiben.

 

Apropos Schalendiebe. Vieles deutet darauf hin, dass es auch in diesem Jahr wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Bayern gibt. Dein Tipp?

Zunächst mal hoffe ich, dass wir sie am 13. März mit einem Sieg von der Tabellenspitze stoßen. In der Donnerhalle haben wir die Lederhosen ja selbst unter Don Jupp immer geschlagen. Und wenn es im Fußball noch einen allerletzten Rest von Gerechtigkeit gibt, dann halten wir am 21. Mai 2005 endlich wieder die Meisterschale in Händen.

 

Danke für dieses Interview Thomas, viel Erfolg mit Deinem Buch und natürlich Dein Wort in Gottes Ohr. Auf dass die Schale an die Emscher kommt!

 

Interview: Olivier Kruschinski